Krankenzusatzversicherung in Österreich

Als Krankenzusatzversicherung wird in Österreich die private Krankenversicherung bezeichnet. Lesen Sie hier, welche Leistungen Sie von der Krankenzusatzversicherung erwarten können, was sie kostet und für wen sie sinnvoll ist.

Die gesetzliche Krankenversicherung in Österreich

In Österreich ist jeder Bürger gesetzlich krankenversichert und es besteht keine zwingende Notwendigkeit, eine Krankenzusatzversicherung abzuschließen. Die Krankenversicherung ist in Österreich Teil der Sozialversicherung, in der automatisch jeder Erwerbstätige versichert ist. Angehörige wie Kinder oder nichterwerbstätige Ehepartner sind über den Erwerbstätigen mitversichert.

Wer keiner Erwerbstätigkeit nachgeht und Arbeitslosengeld oder andere Sozialleistungen bezieht, ist über den jeweiligen Träger krankenversichert.
Die gesetzliche Krankenversicherung ist in Österreich eine Pflichtversicherung, der sich auch Selbstständige, Freiberufler oder Gewerbetreibende nicht entziehen können, denn auch für sie besteht die Versicherungspflicht.

Hinweis

Hinweis: Für Selbstständige, Freiberufler und Gewerbetreibender ist die Sozialversicherungsanstalt für gewerbliche Wirtschaft zuständig. Landwirte und Winzer hingegen werden in der Sozialversicherungsanstalt der Bauern versichert. Darüber hinaus gibt es eine Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau sowie die BVA Versicherungsanstalt für öffentliche Bedienstete und die Betriebskrankenkassen der großen Unternehmen.

In welcher der Kassen der Bürger versichert ist, kann er sich nicht aussuchen, sondern er wird der jeweils zuständigen Gebietskrankenkasse zugewiesen.

Die Krankenzusatzversicherung

Nicht jeder Bürger in Österreich möchte sich jedoch auf die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse verlassen. Die Grundversorgung, die von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird, wird vielmehr von vielen Bürgern als unzureichend und unzulänglich empfunden. Und hier springt die Krankenzusatzversicherung ein.

Wer einen zusätzlichen Versicherungsschutz wünscht, der hat die Möglichkeit, sich über eine private Krankenversicherung zusätzlich versichern zu lassen.
Die privaten Krankenkassen bieten verschiedene Leistungen, die der Bürger gemäß der eigenen Prioritäten in einer Art Baukastensystem nutzen kann, um seine gesetzliche Krankenversicherung zu ergänzen.

Hinweis

Hinweis: Da in Österreich eine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung besteht, gibt es anders als beispielsweise in Deutschland in Österreich nicht die Wahl zwischen einer gesetzlichen und einer privaten Krankenversicherung. Die private Krankenversicherung in Österreich ist immer nur eine Zusatzversicherung, die zusätzlich zu der gesetzlichen Krankenversicherung abgeschlossen werden kann.

Wer zahlt die Krankenzusatzversicherung?

Anders als die gesetzliche Krankenversicherung, die Bestandteil der österreichischen Sozialversicherung ist, und zu Teilen vom Dienstnehmer und vom Dienstgeber gezahlt wird, muss der Versicherte die Kosten der Krankenzusatzversicherung in vollem Maße selbst zahlen.

Die Beiträge für die private Krankenversicherung werden dabei für jeden potentiellen Versicherungsnehmer von den Versicherern individuell berechnet. Maßgeblich für die Höhe der Prämie sind unter anderem

  • der Gesundheitszustand des Antragstellers
  • das Alter des Antragstellers
  • der Umfang des Versicherungsschutzes
Hinweis

Hinweis: Je älter der Antragsteller ist, desto teurer wird die Krankenzusatzversicherung. Das liegt daran, dass mit steigendem Alter auch das Risiko von Erkrankungen steigt.

Für wen ist die Krankenzusatzversicherung zugänglich?

Rein theoretisch ist die Krankenzusatzversicherung für jeden zugänglich.

Anders als für die gesetzliche Krankenversicherung besteht für die Krankenzusatzversicherung jedoch kein sogenannter Kontrahierungszwang. Während jeder Antragsteller einen Rechtsanspruch darauf hat, von einer gesetzlichen Krankenkasse aufgenommen zu werden, haben die privaten Krankenversicherungen das Recht, Antragsteller abzulehnen und sind von diesem Annahmezwang nicht betroffen.

Die Krankenzusatzversicherung kommt vielmehr nicht als Rechtsanspruch, sondern über einen herkömmlichen, zivilrechtlichen Versicherungsvertrag zwischen dem Versicherten und dem Versicherer zustande.

Im Vorfeld führen alle Anbieter privater Krankenzusatzversicherungen außerdem bei dem Antragsteller eine Gesundheitsprüfung durch. Bestehen gravierende Vorerkrankungen, müssen Antragsteller daher durchaus mit einer Ablehnung rechnen.

Hinweis

Hinweis: Werden die Fragen im Zusammenhang mit der Gesundheitsprüfung vom Antragsteller nicht wahrheitsgemäß beantwortet oder werden Informationen vorenthalten, kann ein Vertrag über eine Krankenzusatzversicherung im schlimmsten Fall ungültig werden.

Was sind die Leistungen der Krankenzusatzversicherung?

Die Krankenzusatzversicherungen bieten viele verschiedene Leistungen, aus denen sich der Versicherungsnehmer jeweils die Leistungen heraussuchen kann, die für ihn von Bedeutung sind.
So sind beispielsweise vor allem für Selbstständige und Freiberufler Krankentagegeldversicherungen wichtig, da ihnen ansonsten im Krankheitsfall ein kompletter Einnahmenausfall droht.
Weitere Leistungen der Krankenzusatzversicherungen umfassen

  • Zahnbehandlungen, Zahnregulierungen und Zahnersatz
  • Ambulante Behandlung bei niedergelassenen Ärzten mit freier Arztwahl
  • Krankenhaustagegeld
  • Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer bei stationärer Behandlung im Krankenhaus
  • Chefarztbehandlung bei stationärer Behandlung im Krankenhaus
  • Leistungen im Fall vorübergehender oder dauerhafter Pflegebedürftigkeit
  • Leistungen bei Erkrankungen im Ausland
  • Kostenübernahme für Begleitpersonen im Krankheitsfall
  • Kostenübernahme für Brillen und Sehhilfen
  • Kostenübernahme für alternative Heilmethoden
  • Kostenübernahme für physiotherapeutische Behandlungen

Welche dieser Leistungen der Versicherungsnehmer in Anspruch nehmen möchte, bleibt weitgehend ihm selbst überlassen, denn die Versicherer bieten viele unterschiedliche Tarife an, in die die gewünschten Leistungen jeweils inkludiert werden können.

Für wen ist die Krankenzusatzversicherung sinnvoll?

Die Frage nach dem Sinn der Krankenzusatzversicherung muss jeder für sich selbst beantworten. Wer Wert auf zusätzliche Versicherungsleistungen legt, im Falle eines Krankenhausaufenthaltes von der Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer und einer Chefarztbehandlung profitieren möchte, wer sicher gehen möchte, dass auch teure Zahnbehandlungen sowie die Kosten für Sehhilfen von der Krankenversicherung übernommen werden und wer sich bevorzugt mit alternativen Heilmethoden behandeln lässt, für den ist eine Krankenzusatzversicherung durchaus sinnvoll.

Letztlich ist es jedoch auch immer eine finanzielle Frage, ob man fähig und bereit ist, die Kosten für eine Krankenzusatzversicherung zu tragen.

Was muss beim Abschluss einer Krankenzusatzversicherung beachtet werden?

Wie bei allen Versicherungen gilt auch bei der Krankenzusatzversicherung, dass man die Angebote immer gut vergleichen sollte, bevor man einen Vertrag abschließt. Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, eine Krankenzusatzversicherung abzuschließen, der sollte dies außerdem eher früher als später tun, denn je jünger der Antragsteller ist, desto günstiger sind die Prämien.

 

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