Berufsunfähigkeitsversicherung in Österreich

Durch einen Unfall oder eine Erkrankung kann man von einem Tag auf den anderen berufsunfähig werden. Um für diesen Fall vorzusorgen, gibt es die Berufsunfähigkeitsversicherung. Lesen Sie hier, wie Sie mit der Berufsunfähigkeitsversicherung Versorgungslücken schließen können, für wen sie geeignet ist und was sie kostet.

Was leistet der staatliche Schutz im Fall einer Berufsunfähigkeit?

In Österreich gibt es eine staatliche Berufsunfähigkeitspension, die zu den beitragsfinanzierten Sozialleistungen gehört.
Alle sozialversicherten Arbeitnehmer in Österreich haben Anspruch auf diese sogenannte Berufsunfähigkeitspension für Angestellte beziehungsweise Invaliditätspension für Arbeiter, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Es muss eine Mindestanzahl an Versicherungsmonaten erworben worden sein
  • Die Voraussetzungen für die Alterspension dürfen noch nicht erfüllt sein
  • Die Berufsunfähigkeit beziehungsweise Invalidität muss voraussichtlich mindestens sechs Monate andauern
  • Es darf kein Rechtsanspruch auf berufliche Maßnahmen der Rehabilitation bestehen

Werden diese Voraussetzungen erfüllt, kann die Berufsunfähigkeits- beziehungsweise Invaliditätspension beantragt werden.

Wie hoch diese Pension ausfällt, ist maßgeblich abhängig von dem zuvor erzielten Einkommen und den Beitragsjahren in der Sozialversicherung.

Junge Menschen, die noch nicht sehr lange im Berufsleben stehen, haben im Falle einer Berufsunfähigkeit daher am meisten unter den finanziellen Einbußen zu leiden, denn je weniger Beitragsjahre sie vorweisen können, desto geringer fällt die Pension aus.

Statistisch gesehen lag die Höhe der Berufsunfähigkeitspension im Jahr 2015 im Schnitt bei 1.238 € monatlich für Männer und 875 € monatlich für Frauen.

Für viele Erwerbstätige tut sich also mit dem Eintritt einer Berufsunfähigkeit trotz der staatlichen Pension eine große Versorgungslücke auf. Diese kann unter Umständen durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung geschlossen werden.

Was leistet die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die private Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt im Fall einer Berufsunfähigkeit monatlich eine im Versicherungsvertrag festgelegte Rente. Diese Rente wird je nach Vertragsvereinbarung bis zu einem bestimmten Alter oder bis zu einem vertraglich vereinbarten Leistungsende gezahlt.

Wie genau von den privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen die Berufsunfähigkeit definiert wird, kann dabei von Anbieter zu Anbieter durchaus unterschiedlich sein. In der Regel gilt zwar eine ähnliche Definition wie bei der staatlichen Berufsunfähigkeit, die besagt, dass die Arbeitsfähigkeit für mindestens sechs Monate um mindestens 50% vermindert sein muss, doch weisen die Verträge meist sehr viele detaillierte Klauseln auf, so dass es angeraten ist, sich vorher sehr genau zu informieren, in welchen Fällen die private Berufsunfähigkeitsversicherung greift.

So schließen beispielsweise manche Versicherungen im Fall von psychischen Erkrankungen die Leistungen aus. Andere Versicherer zahlen nicht, wenn die Berufsunfähigkeit durch ein besonderes Sport- oder Freizeitrisiko verursacht wurde. Die Konditionen der privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen müssen daher vor Abschluss der Versicherung besonders gründlich gelesen werden und im Zweifelsfall sollten die potentiellen Versicherungsnehmer bei dem Versicherer direkt nachfragen. Dabei sollten sie sich auch möglichst in nicht auf mündliche Auskünfte am Telefon verlassen, sondern sich auf die entsprechenden Klauseln im Versicherungsvertrag verweisen lassen.

Hinweis

Hinweis: Bei der Einschränkung der Leistung um 50% wird  der Vergleich zu einer gesunden, erwerbstätigen Person zugrundegelegt. Die Einschränkung muss immer von einem Arzt bescheinigt werden, der darüber hinaus eine Prognose über den Zeitraum der Dauer der Einschränkungen abgibt.

Was kostet die Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Kosten einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind individuell verschieden. Zum einen kommt es bei den monatlichen Prämienzahlungen darauf an, in welcher Höhe die monatlich ausgezahlte Rente im Fall der Berufsunfähigkeit vereinbart wurde. Je höher die Leistung der Versicherung, desto höher wird auch die monatliche Prämie sein. Neben der Höhe der Leistungen spielen aber auch Faktoren wie das Alter oder der ausgeübte Beruf eine Rolle.

Je jünger die Antragsteller sind, desto günstiger sind in der Regel die Prämien der Berufsunfähigkeitsversicherung. Darüber hinaus gelten einige Berufsgruppen als besonders risikoreich im Hinblick auf eine Berufsunfähigkeit. Dazu zählen beispielsweise

  • Altenpfleger
  • Krankenschwestern
  • Bauarbeiter

Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, sollte sich daher im Vorfeld gründlich informieren und sich Angebote verschiedener Versicherer einholen.

In welcher Höhe sollte eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden?

Beim Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung ist es besonders wichtig, den passenden Umfang der Berufsunfähigkeitsversicherung zu wählen. Da die Höhe der Versicherungssumme bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung frei gewählt werden kann, ist es besonders wichtig, eine Summe zu wählen, mit der man weder unterversichert noch überversichert ist. In dem Zusammenhang muss man sich beispielsweise über die persönlichen Anforderungen an den Lebensstandard im Falle einer Berufsunfähigkeit Gedanken machen. Dabei spielt es natürlich auch eine Rolle, ob man eine Familie zu unterhalten hat oder alleinstehend ist, ob man Alleinverdiener ist oder ob eine finanzielle Unterstützung durch einen Ehe oder Lebenspartner gegeben ist und mit welchen Lebenshaltungskosten zu rechnen ist. All diese Faktoren müssen beachtet werden, wenn die Höhe der Versicherungssumme für die Berufsunfähigkeitsversicherung gewählt wird.

Hinweis

Hinweis: Um die Summe zu ermitteln, die von der Berufsunfähigkeitsversicherung ausgezahlt werden soll, ist es durchaus sinnvoll, sich von einem Experten beraten zu lassen.

Für wen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung geeignet?

Vor allem jüngere Berufstätige profitieren von einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Anders als bei der staatlichen Berufsunfähigkeitspension gibt es bei der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung keine Mindestversicherungszeiten. Auch junge Versicherungsnehmer, die entweder die Mindestversicherungszeiten der staatlichen Berufsunfähigkeitspension noch nicht aufweisen oder die aufgrund nur geringer Versicherungszeiten mit einer niedrigen Berufsunfähigkeitspension auskommen müssten, fahren mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich besser.

Statistiken zufolge, die im Jahr 2010 vom Bundesamt für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz im Rahmen einer Studie veröffentlicht wurden, sind in ihrem Berufsleben etwa 20 % der Österreicher von Berufsunfähigkeit betroffen. Somit trifft eine Berufsunfähigkeit statistisch gesehen jeden 5 österreichischen Arbeitnehmer, was ein durchaus ernstzunehmendes  Risiko darstellt, einmal selbst von einer Berufsunfähigkeit betroffen zu sein.

Generell ist die private Berufsunfähigkeitsversicherung also für alle geeignet, die sich über die staatliche Berufsunfähigkeitspension hinaus absichern möchten, für jüngere Erwerbstätige jedoch besonders empfehlenswert, denn sie haben im Fall der Berufsunfähigkeit am meisten unter den Versorgungslücken zu leiden.

Wann sollte man eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

Wer über den Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenkt, der sollte die Entscheidung am besten nicht zu sehr herauszögern.
Je jünger der Versicherungsnehmer ist, niedriger sind die Prämien für die Berufsunfähigkeitsversicherung.

So kann beispielsweise ein 27-jähriger, der keiner Risikoberufsgruppe angehört, bereits für einen Beitrag von etwa 40 € monatlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung bis zum 65. Lebensjahr mit einer monatlichen Rente von 1000 € abschließen. Gerade junge Berufstätige, die entsprechend geringe Beitragszeiten in der staatlichen Berufsunfähigkeitspension vorweisen können, sind im Falle einer Berufsunfähigkeit ohne private Vorsorge am stärksten von einer Versorgungslücke betroffen. Sie profitieren daher am meisten vom Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Was geschieht bei einem Berufswechsel mit der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Nicht immer übt man das ganze Leben lang den gleichen Beruf aus. Viele unterschiedliche Umstände können dazu führen, das es zu einem Jobwechsel kommt und man noch einmal eine völlig neue berufliche Richtung im Leben einschlägt. Hat man jedoch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, so kann ein solcher Berufswechsel durchaus Auswirkungen auf den Versicherungsvertrag haben.

Manche Anbieter verlangen, dass ein Berufswechsel innerhalb einer gewissen Frist bei der Versicherung bekannt gegeben wird. Je nach Art und nach Risikoeinstufung des neuen Berufs kann die Höhe der Prämien bei einem Berufswechsel neu berechnet werden. Dies kann sich für den Versicherungsnehmer sowohl positiv als auch negativ auswirken. Wechselt man beispielsweise von einem als riskant bewerteten Beruf wie Altenpfleger oder Krankenschwester zu einem Bürojob, so kann dies eine deutliche Verminderung der Versicherungsprämien zur Folge haben. Wechselt man jedoch von einem als weniger riskant eingeschätzten Beruf zu einem risikoreicher bewerteten Beruf, können sich die Versicherungsprämien auch durchaus erhöhen.

Worauf muss man beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung besonders achten?

Wie bei jeder anderen Versicherung auch, sollte man vor dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung die Angebote gut vergleichen. Ein besonderes Augenmerk sollte man dabei auf diese Punkte legen

  • Die Laufzeit
    Die Laufzeit darf nicht zu kurz gewählt werden, denn sonst kann bis zum Eintritt in die Alterspension eine Versorgungslücke entstehen. Wird eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, so sollte die Laufzeit jeweils bis zum Eintrittsalter in die Alterspension gewählt werden
    Die abstrakte Verweisbarkeit
    Unter diesem Begriff versteht die Versicherung die Option, dass der Versicherte auch eine berufsfremde Tätigkeit ausüben kann. Ist ihm dies zuzumuten, werden die vereinbarten Renten nicht ausbezahlt. Zu einer Auszahlung kommt es also nur , wenn eine absolute Berufsunfähigkeit vorliegt.
  • Die Wahl der passenden Versicherungssumme
    Um mit Hilfe der Berufsunfähigkeitsversicherung Versorgungslücken zu vermeiden, ist es sehr wichtig, individuell die passende Versicherungssumme zu wählen.

Darüber hinaus unterscheiden sich auch die Serviceleistungen in der verschiedenen Versicherungsunternehmen oftmals deutlich voneinander. So bieten manche Versicherer

  • keine Meldepflichten im Fall eines Berufswechsels
  • einen Renten Inflationsschutz
  • Berufsunfähigkeitsversicherungen, sich mit Spar-Vorsorgeangebote kombinieren lassen
  • keine engen Fristen zur Meldung der Berufsunfähigkeit

Diese zusätzlichen Serviceangebote sollten nicht allein ausschlaggebend sein bei der Wahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung, jedoch sollte man sie auch nicht vollkommen außer Acht lassen.

Welche Versicherer bieten in Österreich berufsunfähigkeitsversicherungen an?

Berufsunfähigkeitsversicherungen werden in Österreich von vielen verschiedenen Versicherern angeboten. Dazu gehören beispielsweise

  • die WWK Biorisk
  • die Wiener Städtische Work Life Airbag
  • die Allianz Berufskasko und Allianz Körperkasko
  • die Uniqa Zukunft & Verantworten
  • die Nürnberger Plan B
  • die Continentale Premium BU

Um aus all diesen Anbietern den besten herauszusuchen, kann man entweder ein Online-Vergleichsportal nutzen oder sich persönlich bei einem Versicherungsmakler beraten lassen.
Wählt man den Weg über einen Versicherungsmakler, so sollte man sicherstellen, dass es sich um einen unabhängigen und objektiven Makler handelt.

Hinweis

Hinweis: Beim Vergleich verschiedener Berufsunfähigkeitsversicherungen sollte man sich nicht nur auf Angebote österreichischer Versicherer beschränken. Zusätzlich sollte man auch die Angebote von Versicherern aus Deutschland oder der Schweiz mit einbeziehen.

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