Kreditvergleich in Österreich

Wer einen Kredit aufnehmen möchte, der bindet sich oft über längere Zeit an den Kreditvertrag, aber auch bei kurzfristigen Krediten lohnt es sich, einen Kreditvergleich zu machen, um sich für das beste Angebot entscheiden zu können.
Unterschiede gibt es bei den angebotenen Krediten sowohl bei den Konditionen der Banken als auch bei den Angeboten selbst, wo es beispielsweise spezielle zweckgebundene Kredite gibt, die oft zu günstigeren Konditionen angeboten werden. Ein genauer Vergleich hilft also oft, einiges an Geld einzusparen.
Lesen Sie hier, welche Arten von Krediten es gibt und worauf Sie beim Kreditvergleich besonders achten müssen.

Welche Art von Kredit ist für das Vorhaben geeignet?

Wer einen Kredit aufnimmt, der hat in der Regel bereits einen bestimmten Verwendungszweck für das Geld geplant. So möchte der eine vielleicht ein Auto kaufen, der andere möchte einen Urlaub oder Konsumgüter finanzieren und der nächste möchte ein Haus kaufen oder eine vorhandene Immobilie sanieren oder renovieren.
Für einige dieser unterschiedlichen Verwendungszwecke gibt es spezielle Kredite und oft lohnt es sich, einen speziellen und zweckgebundenen Kredit aufzunehmen, da diese in vielen Fällen zu günstigeren Konditionen angeboten werden.
Zu den häufigsten zweckgebundenen Krediten zählen

In bestimmten Branchen wie beispielsweise im Handel oder in der Tourismusbranche werden außerdem Kredite in Form von Ratenzahlungsangeboten vergeben. So können Waren beispielsweise auf Raten gekauft werden oder der Urlaub kann über einen längeren Zeitraum finanziert werden.
Sinn dieser Zweckbindungen ist eine höhere Sicherheit für die Bank und diese liegt in dem sogenannten Moral Hazard begründet.
Ursprünglich stammt dieser Begriff aus dem Versicherungswesen und beschreibt das Phänomen, dass die Menschen sorgloser, verantwortungsloser und risikobereiter mit einem Gegenstand umgehen, wenn sie wissen, dass sie ihn im Zweifelsfall von der Versicherung ersetzt bekommen.
Bezogen auf die Kreditvergabe bezeichnet der Begriff Moral Hazard, den man mit „moralische Versuchung“ oder „moralisches Risiko“ übersetzen könnte, alle unvernünftigen und verantwortungslosen Dinge, die ein Kreditnehmer mit dem ihm zur Verfügung gestellten Geld anstellen könnte. So könnte er das Geld beispielsweise in der Spielbank verspielen, für einen teuren Urlaub ausgeben, den er sich gar nicht leisten kann oder generell völlig über seine Verhältnisse leben, eben weil er den Versuchungen nachgegeben hat, die das Geld oft mit sich bringt. Die Rückzahlung des Kredits gerät durch solch ein Verhalten in erhebliche Gefahr und die Bank sieht sich dem Risiko ausgesetzt, ihr Geld nicht zurückzuerhalten.
Ein zweckgebundener Kredit, der vom Kreditnehmer nachweislich für einen Autokauf oder einen Immobilienkauf verwendet wird, senkt dieses Risiko beträchtlich und da sich die Banken ein Ausfallrisiko über die angebotenen Konditionen bezahlen lassen, werden risikoärmere Kredite mit Zweckbindung oft zu günstigeren Konditionen angeboten als freie Kredite.
Wer also beispielsweise ein Auto kaufen möchte, der sollte nicht nur nach freien Ratenkrediten und Konsumentenkrediten schauen, sondern sich gezielt über Autokredite informieren. Gleiches gilt für Immobilienkredite und für Kredite, die aufgenommen werden, um Wohnraum zu sanieren, modernisieren oder renovieren. Dabei muss es auch nicht immer um ein hohes und langfristiges Darlehen zum Hauskauf gehen, auch Kredite, die genutzt werden, um vorhandenen Wohnraum zu renovieren, können beispielsweise als zweckgebundener Kredit aufgenommen werden.
Anstelle eines zweckgebundenen Kredits kann aber auch ein frei verwendbarer Ratenkredit oder Konsumentenkredit aufgenommen werden, bei dem das Geld ganz nach Belieben verwendet werden kann.

Hinweis
Wer einen zweckgebundenen Kredit aufnimmt, darf das aufgenommene Geld wirklich nur zu diesem einen Zweck verwenden. Die Banken verlangen mitunter durchaus Nachweise dafür, dass die Zweckbindung eingehalten wurde und beispielsweise beim Autokredit wird teilweise das gekaufte Fahrzeug als Sicherheit verwendet. Ähnlich funktioniert der Hypothekarkredit, bei dem die Bank beim Immobilienkredit ins Grundbuch eingetragen wird und so eine zusätzliche Sicherheit erhält.

Welche Rolle spielt die Bonität bei der Kreditvergabe?

Um einen Kredit bewilligt zu bekommen, muss der Kreditnehmer über eine gewisse Bonität verfügen. Das bedeutet, er muss seine Kreditwürdigkeit und seine Kreditfähigkeit nachweisen.
Für die Bank ist es wichtig zu wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Kreditnehmer die geliehene Summe innerhalb der Laufzeit und zu den vereinbarten Konditionen zurückzahlt. Neben der Zuverlässigkeit muss dabei auch eine entsprechende Zahlungsfähigkeit vorhanden sein und dies überprüft die Bank vor der Kreditvergabe im Rahmen der Bonitätsprüfung.
Gefordert werden dazu standardmäßig

  • ein gültiger Ausweis, über den sich der Kreditnehmer eindeutig identifizieren kann
  • der Nachweis eines festen Wohnsitzes in Österreich
  • Einkommensnachweise, üblicherweise in Form der Gehaltszettel der letzten drei Monate
  • Nachweis über ein Girokonto

Die Banken machen sich mit diesen Informationen ein erstes Bild und holen dann in aller Regel weitere Informationen von Dienstleistern wie dem Kreditschutzverband (KSV) oder Deltavista ein.
Diese Firmen sammeln und speichern Informationen zum Zahlungsverhalten und geben Auskunft über bereits bestehende Kredite, andere Verbindlichkeiten und eventuelle vergangene oder gegenwärtige Zahlungsschwierigkeiten.
Anhand dieser Informationen erstellen sie einen Bonitätsfaktor, der in Zahlen oder Buchstaben ausgedrückt wird und von einer sehr guten bis zu einer sehr schlechten Bonität reicht.
Bei dem KSV, dem größten Dienstleister auf diesem Gebiet in Österreich, wird die Bonität beispielsweise mit einem Zahlensystem von 100 bis 700 bezeichnet.
Entsprechend diesem System entspricht ein Wert von

  • 100 bis 199 einer sehr guten Bonität
  • 200 bis 399 einer guten Bonität
  • 400 aufwärts einer schlechten Bonität mit erhöhtem Risiko für den Kreditgeber

Wer eine gute oder sogar sehr gute Bonität vorweisen kann, der braucht sich bei der Kreditvergabe keine Sorgen zu machen, aber auch bei einer schlechteren Bonität ist nicht alles verloren. Gerade hier lohnen Vergleiche, da die Banken die Informationen, die sie von Diensten wie dem KSV erhalten, durchaus unterschiedlich einschätzen. So setzen beispielsweise manche Banken eher auf Sicherheiten als auf eine hervorragende Bonität und auch mit einer schlechteren Bonität kann man dort noch einen Immobilienkredit oder einen Autokredit bekommen, wenn man der Bank Haus oder Auto als Sicherheit überlässt. Voraussetzung ist dabei natürlich immer die Kreditfähigkeit, die es realistisch macht, unter den gegebenen Voraussetzungen den Kredit auch zu bedienen.

Die Zinsen

Bei den Zinsen ist es sehr wichtig, den effektiven Zinssatz der einzelnen Angebote zu vergleichen.
Dieser darf nicht mit dem Nominalzins verwechselt werden, der den reinen Zinssatz bezeichnet, der beim Verleihen des Geldes anfällt. Dieser Nominalzins orientiert sich am Leitzins der Europäischen Zentralbank EZB. Einfluss auf den Nominalzins haben außerdem die Bonität des Kreditnehmers und bei Immobilienkrediten auch die Höhe des Eigenkapitals. Der Nominalzins ist also individuell und von Bank zu Bank bei gleichem Zinsniveau durchaus unterschiedlich hoch, doch er bezeichnet nicht den Zinssatz, den der Kreditnehmer tatsächlich für den Kredit zahlt. Dieser tatsächlich gezahlte Zins, der auch alle anderen Kosten des Kredits mit einschließt wie beispielsweise

  • Erhebungsgebühren
  • Lohnvormerkgebühren
  • Bearbeitungsgebühren
  • Kontoführungsgebühren

ist der effektive Jahreszins, also der Zins der wirklich und tatsächlich gezahlt werden muss. Bei hohen Gebühren und Kreditkosten kann also der effektive Jahreszins bei einer Bank mit geringerem Nominalzins am Ende höher sein als bei einer Bank, die einen etwas höheren Nominalzins verlangt, aber weniger Gebühren.
Werden die unterschiedlichen Kreditangebote verglichen, ist es daher wichtig, immer den effektiven Jahreszins zu vergleichen, denn nur so bekommt man einen realistischen Überblick über die Kosten, die tatsächlich für die monatlichen Raten anfallen.
Des weiteren ist es wichtig, sich für einen Fixzins oder deinen variablen Zins zu entscheiden. In Zeiten niedriger Zinsen ist eine Fixzinsbindung durchaus sinnvoll, denn auch wenn das Zinsniveau steigt, profitiert man über die Zinsbindung noch von den niedrigen Zinsen.

Die Laufzeit

Auch die Laufzeit sollte bei den Kreditangeboten verglichen werden. Sie sollte immer zu den persönlichen Verhältnissen und der Kreditsumme passen. Kleinere Kredite sollte man eher schnell abzahlen, um die Kosten gering zu halten, bei großen Kreditsummen wie beispielsweise einem Hauskredit ist es jedoch sinnvoller, eine längere Laufzeit zu vereinbaren, als sich mit den monatlichen Raten zu übernehmen.
Generell sollte jedoch bei einem langfristigen Kredit wie einem Hauskredit immer darauf geachtet werden, dass er bis zum Eintritt in die Pension, wenn sich die Einkommensverhältnisse unweigerlich ändern, abgezahlt ist. So können beispielsweise sehr junge Paare Mitte 20 durchaus einen Hauskredit mit einer Laufzeit von 30 Jahren abschließen, entscheidet man sich jedoch erst im Alter von 40 zum Hauskauf, sollte man eher eine Laufzeit von 20 Jahren anvisieren.

Gebühren, Einmalzahlungen und andere Aspekte

In den Kreditvergleich einbezogen werden müssen auch Bearbeitungsgebühren, Kontoführungsgebühren und eventuell anfallende Einmalzahlungen, die im Zusammenhang mit der Kreditvergabe verlangt werden. Hier unterscheiden sich die Angebote der Banken sehr stark und alle Kosten haben direkten Einfluss auf den Effektivzins, der später über die monatliche Rate zu zahlen ist. Oft lohnt sich auch für Kreditnehmer, die schon lange Jahre treue Kunden ihrer Hausbank sind, hier ein Blick auf Onlinebanken und Direktbanken, denn dort werden besonders günstige Kredite angeboten, bei denen keine oder nur sehr geringe Kontoführungs- und Bearbeitungsgebühren verlangt werden.
Außerdem sollte man bei den Vergleichen der Angebote darauf achten, ob kostenlose Sondertilgungen möglich sind. So können beispielsweise das Urlaubsgeld oder das Weihnachtsgeld oder Gelder aus einer Erbschaft oder Versicherung genutzt werden, um den Kredit schneller abzuzahlen.
Manche Banken bieten außerdem die Möglichkeit an, die monatlichen Raten im Bedarfsfall für eine Weile auszusetzen, auch diese Option sollte man bei den Vergleichen nicht außer Acht lassen.

Fazit

Die Konditionen der Banken unterscheiden sich mitunter sehr stark voneinander und durch gründliches Vergleichen lässt sich bei einem Kredit viel Geld sparen.
Die Zeit für einen Vergleich sollte man sich daher immer nehmen und nicht gleich das erstbeste Angebot annehmen.

Quellen:

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